Tachykardie mit Ursprung im AV-Knoten und mit Beteiligung von extranodalem Gewebe. Es wird von einer funktionellen Längsdissoziation des AV-Knotens (duale AV-Knoten-Leitung) ausgegangen, d. h. dem Vorhandensein einer langsam leitenden Bahn mit kurzer Refraktärzeit ("slow pathway") sowie einer schnellen Bahn ("fast pathway") mit langer Refraktärzeit. Dies prädisponiert zu Tachykardien, die auf Wiedereintritt beruhen. Im Ruhe-EKG lassen sich manchmal wechselnde PQ-Intervall nachweisen.
Die AV-Knoten-Reentrytachykardie stellt die häufigste Form einer paroxysmalen supraventrikulären Tachykardie dar (bei 50-60 % der Patienten). Zumeist manifestiert sie sich im jungen Erwachsenenalter. Frauen sind häufiger betroffen als Männer (2:1). Die Frequenz der Rhythmusstörung liegt in den meisten Fällen bei 180 - 200 Schlägen/min (150-250 Schlägen/min). Mit zunehmendem Lebensalter nimmt die Tachykardiefrequenz ab.
EKG
In Abhängigkeit vom Erregungsablauf während der Tachykardie können zwei wesentliche Formen unterschieden werden:
Abb.: Gewöhnliche AV-Knoten-Reentry-Tachykardie (Slow-Fast-AVNRT). Kurz nach dem Ende des QRS-Komplexes zeigen sich in mehreren Ableitungen P-Wellen. Sie stellen sich in diesem Beispiel recht deutlich in den Ableitungen II, III, aVF sowie in V2 und V3 dar. Die Tachykardiefrequenz beträgt 185 Schläge/min. Bei höheren Frequenzen sind die P-Wellen oft ganz im QRS-Komplex verborgen und somit im Oberflächen-EKG nicht nachweisbar.
Abb.: EKG bei AV-Knoten-Reentry-Tachykardie (links, gleiche Tachykardie wie oben) und bei Sinusrhythmus (rechts). Die Pfeile zeigen jetzt auf die P-Wellen am Ende des QRS-Komplexes in den Ableitungen II, III, aVF sowie V5 und V6. Es sind Pseudo-Zacken entstanden, die bei dem direkt nach Beendigung der Tachykardie registriertem EKG mit Sinusrhythmus fehlen. Eine Tachykardie-EKG sollte immer mit einem EKG bei Sinusrhythmus verglichen werden. In diesem Fall kann die Diagnose AV-Knoten-Reentry-Tachykardie schon elektrokardiographisch als gesichert gelten.
Abb.: Terminierung einer AV-Knoten-Reentry-Tachykardie nach intravenöser Gabe von Adenosin (12 mg). Extremitätenableitungen.
Differenzialdiagnosen
Die definitive Diagnose wird mittels elektrophysiologischer Untersuchung (meistens verbunden mit einer Katheterablation als Therapieverfahren der ersten Wahl) gestellt. Die oben aufgeführten EKG-Kriterien machen die Diagnose sehr wahrscheinlich.
Differenzialdiagnostisch muss die AV-Knoten-Reentry-Tachykardie abgegrenzt werden gegenüber
Bei einer AVNRT verspürt der Patient oft ein heftiges pulssynchrones Klopfen im Hals (Kontraktion der Vorhöfe gegen die geschlossenen Atrioventrikularklappen), das bei einer AV-Reentry-Tachykardie und einer atrialen Tachykardie fehlt. Atriale Tachykardien sind oft deutlich langsamer als Tachykardien vom Typ der AVNRT.
Literatur