Hinsichtlich der Potenzialamplituden und der Zeitintervalle gibt es keine Sportler-spezifischen Normalwerte. Bei den Potenzialamplituden fällt eine Abgrenzung zwischen alters- bzw. habitusbedingten und trainingsbedingten Veränderungen oft schwer.
Die Sport-bedingte physiologische Hypertrophie (d. h. die Zunahme der linksventrikulären Masse) des Sportherzens führt zu erhöhten RS-Amplituden (bevorzugt bei Männern).
Dies hat keinen Einfluss auf die elektrische QRS-Achse, die hauptsächlich vom Alter und vom Habitus abhängig ist. Da es sich bei (Leistungs-)sportlern meistens um junge Menschen handelt, findet sich oft eine leichte Rechtsabweichung der QRS-Achse (bis +115°). Bei älteren Sportlern ist eine Rechtsabweichung nicht mehr normal und sollte ggf. Anlass zu einer kardiologischen Abklärung geben. Ab dem 30 - 40 Lebensjahr findet sich auch bei Sportlern oft eine milde Linksabweichung der QRS-Achse (bis -30°). Bei stärkere Abweichungen (>-30°) sollte kardiovaskuläre Begleiterkrankungen ausgeschlossen werden.
Die erhöhten QRS-Amplituden haben zur Folge, dass elektrokardiographische Hypertrophiekriterien, sofern sie allein auf einer Veränderung der Signalamplituden beruhen (linksventrikuläre Hypertrophie: SV1 + RV5 oder RV6 >3.5 mV; rechtsventrikuläre Hypertrophie: RV1 + SV5 or SV6 >1.1 mV), bei Sportlern nicht verwertbar sind.
Ein erhöhter Vagotonus mit Bradykardie führt zu hohen T-Wellen in Ruhe; die T-Wellen-Amplitude nimmt unter Belastung ab.
Bei sehr niedrigen Herzfrequenzen (<50/min) ist ein PQ-Intervall von bis zu 220 ms als normal angesehen. Etwa die Hälfte der jüngeren Sportler weist einen inkompletten Rechtsschenkelblock auf. Der inkomplette Rechtsschenkelblock bildet sich bei längerer Pausierung des Trainings bzw. nach Beendigung des Sports oft zurück. Sport hat keinen Einfluss auf die Dauer des frequenzkorrigierten QT-Intervalls (QTc).
Literatur