PQ-Intervall

Das PQ-Intervall umfasst die Zeit vom Einsetzen der atrialen Erregung (Beginn der P-Welle) bis zum Beginn der Kammererregung (Q-Zacke). Es spiegelt die Zeit wider, die vom Sinusknoten gebildete elektrische Impuls braucht, um über den Vorhof, den AV-Knoten und das His-Bündel zu den Kammern zu gelangen. Im angloamerikanischen Sprachraum wird die Bezeichnung PR-Intervall bevorzugt.

EKG

Die Messung erfolgt vom Beginn der P-Welle, bis zum Beginn der Q-Zacke bzw. wenn diese fehlt, bis zum Beginn der QRS-Komplexes. In der Routine reicht eine Ausmessung in Ableitung II. Bei synchroner Registrierung mehrerer Ableitungen kann vom frühesten Anfang bis zum spätesten Ende gemessen werden. So wird auch bei automatisierter Messung vorgegangen. 

Ein normales PQ-Intervall ist durch folgende Eigenschaften charakterisiert:

  • Dauer: 120 bis 200 (220) ms.
  • Frequenzabhängigkeit: Verkürzung bei Frequenzzunahme durch Anstieg des Sympathikotonus (z. B. bei körperlicher Belastung), Verlängerung bei erhöhtem Vagotonus bzw. bei Bradykardie.
EKG PQ-Intervall Normales EKG

Abb.: Die Bestimmung der Dauer des PQ-Intervalls erfolgt bei manueller Messung in Ableitung II. Fehlt eine Q-Zacke, dann wird bis zum Beginn der R-Zacke gemessen. Im angloamerikanischen Sprachraum wird nicht von einem PQ- sondern von einem PR-Intervall gesprochen, ohne dass sich die Messtechnik unterscheidet. In der vorliegenden Beispiel ist der vom Gerät erhobenen Messwert (siehe Kasten) etwas kürzer als der manuell bestimmte Wert. Dass man sich auf die vom Gerät bestimmten Messwerte verlassen kann (z. B. die angegebene Dauer des PQ-Intervalls) bedeutet nicht, dass das Intervall nicht "hinsichtlich seinen Passendseins" inspiziert werden muss. Es kann gelegentlich vorkommen, dass vom Gerät eine PQ-Intervall angegeben wird, obwohl P-Wellen gar nicht vorhanden sind (z. B. bei grobem Vorhofflimmern mit Verwechselung von Flimmer- und P-Wellen durch das Gerät). 

Besonderheiten des PQ-Intervalls

Bei ausgeprägter Bradykardie (<50/min) gilt eine PQ-Intervalldauer von bis zu 220 ms als normal. Nach dem Ende der P-Welle verläuft die elektrische Linie isoelektrisch. Die Dauer des PQ-Intervalls ist zwar frequenzabhängig, anders als beim QT-Intervall erfolgt aber keine Frequenzkorrektur

 

Bei einem verkürzten PQ-Intervall (<120 ms) und normaler QRS-Dauer wurde früher von einem Lown-Gangong-Levine-Syndrom gesprochen, wenn gleichzeitig paroxysmales Herzrasen vorliegt. Eine den AV-Knoten umgehende akzessorische Leitungsbahn, die im spezifischen Erregungsleitungssystem inseriert, wurde angenommen. In den meisten Fällen dürfte aber lediglich eine Normvariante vorliegen (ein besonders schnell leitender AV-Knoten). 

EKG Verkürztes PQ-Intervall Lown-Ganong-Levine-Syndrom.

Abb.: Verkürztes PQ-Intervall (90 ms).  Herzgesunder Patient mit unauffälliger kardialer Anamnese.  Eine solche PQ-Intervall-Verkürzung findet sich bei ca. 2-4% der Bevölkerung (Normvariante). Manchmal liegt eine erhöhte Neigung zu AV-Knoten-Reentry-Tachkykardien vor.  Differenzialdiagnostisch sollte bei kardialen Veränderungen an eine Speichererkrankung gedacht werden (Morbus Fabry). 

Differenzialdiagnosen

Es ergibt sich ein relativ breite Palette an Differenzialdiagnosen, die bei Veränderungen des PQ-Intervalls  in Betracht gezogen werden müssen:

Literatur