Die arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie (ARVCM) ist eine genetisch bedingte Erkrankung, die durch eine progressive fettgewebige Degeneration des rechtsventrikulären Myokards charakterisiert ist. Der Ersatz von Muskel- durch Fettgewebe kann im Langzeitverlauf zu einer Herzinsuffizienz führen. Klinisch dominieren aber oft schon recht und meist rezidivierend auftretenden ventrikuläre Tachyarrhythmien (Kammertachykardien, Kammerflimmern). Die ARVCM ist, wie die hypertrophe Kardiomyopathie, eine relativ häufige Ursache für plötzliche Todesfälle bei jungen Menschen, insbesondere bei Sportlern.
EKG
Für eine ARVCM typische EKG-Zeichen sind:
Die QRS-Verbreiterung rechtspräkordial und das Epsilon-Potenzial sind Ausdruck der regionalen rechtsventrikulären Leitungsverzögerung.
Abb.: Extremitätenableitungen. Ausgeprägte ARVCM bei einem 26 Jahre jungen Mann. In der Vorgeschichte Kammertachykardien. Therapie mit Sotalol (2x160 mg/Tag), die QTc-Dauer ist mit 414 ms normal, die Herzfrequenz beträgt 48/min.
Abb.: Brustwandableitungen. Derselbe Patient, wie oben. In V1 ist eine Epsilon-Welle am Ende des QRS-Komplexes sichtbar. Diese, die rechtspräkordiale QRS-Verbreiterung und die bis V4 nachweisbaren negativen T-Wellen sind diagnostisch wegweisend.
Abb.: Epsilonpotential dicht hinter dem QRS-Komplex (Ableitung V1). Ein solches Potenzial findet sich bei ca. 20 % der betroffenen Patienten.
Spontane Arrhythmien
Die in Zusammenhang mit einer arrhythmogenen rechtsventrikulären Kardiomyopathie auftretenden Kammertachykardien weisen, als Zeichen für einen rechtsventrikulären Ursprung, oft eine linksschenkelblockartige QRS-Konfiguration auf. Die ist aber nicht immer der Fall (siehe unten). Eine inferiore QRS-Achse der Tachykardie spricht für einen Ursprung im rechtsventrikulären Ausflusstrakt, eine superiore QRS-Achse für einen inferioren oder apikalen Ursprung. Bei Arrhythmien aus dem rechtsventrikulären Ausflusstrakt ist eine Abgrenzung der ARVCM von idiopathischen Arrhythmien klinisch von besonderer Bedeutung.
Abb.: Anhaltende Kammertachykardie mit Abweichung der Herzachse nach rechts (Steiltyp) und Linksschenkelblock-artiger Konfiguration bei ARVCM.
Abb.: Kammertachykardie bei ARVCM (Zykluslänge 310 ms). Es findet sich eine negative Konkordanz von QRS in den Brustwandableitungen. Bei dem Patienten lagen ausgedehnte aneurysmatische Veränderungen in den diaphragmalen Anteilen des rechten Ventrikeln vor. Die Arrhythmie wurde mittels programmierter Stimulation induziert (am linken Rand der Abbildung sind die Extrastimuli sichtbar). Schreibgeschwindigkeit 25 mm/s.
Diagnostische Wertigkeit des EKGs und Differenzialdiagnosen
Bei der Diagnosestellung ist das EKG oft wegweisend. Es besteht eine grobe Korrelation zwischen dem Ausmaß der EKG-Veränderungen und dem Schweregrad der Erkrankung. So findet sich ein Epsilon-Potenzial meistens erst in fortgeschrittenen Stadien. Differenzialdiagnostisch müssen andere, mit mit einer erhöhten Arrhythmieneigung einhergehenden Kardiomyopathien ausgeschlossen werden.
Literatur (im Internet frei zugänglich)
Links
Assoziierte Seiten