Eine rechtsventrikuläre Hypertrophie ist Folge einer dauerhaften Druck- und/oder Volumenbelastung des rechten Ventrikels. Die elektrische Aktivität des rechten Ventrikels ist aufgrund der
geringeren Muskelmasse im EKG weniger sichtbar als die des linken Ventrikels. Die Zeichen der rechtsventrikulären Hypertrophie sind daher dezenter ausgeprägt als bei einer linksventrikulären
Hypertrophie (ihre Sensitivität ist gering). Es muss schon eine erhebliche rechtsventrikuläre Hypertrophie vorliegen, damit sie mittels EKG diagnostizierbar
ist. Dies ist häufiger bei kongenitalen Vitien der Fall.
Für die bei rechtsventrikuläre Hypertrophie auftretenden EKG-Veränderungen gelten hinsichtlich der Genese ähnliche Aspekte wie bei der linksventrikulären Hypertrophie. Die Veränderungen, die R-Amplitude, den QRS-Komplex und die Repolarisation betreffen, finden sich rechtspräkordial (V1-V3).
Zu den häufig genutzten QRS-Kriterien für eine rechtsventrikuläre Hypertrophie gehören :
Zu den ebenfalls für eine Hypertrophie sprechenden Parameter, die aber eine geringere Sensitivität besitzen als die genannten QRS-Kriterien, gehören:
Das einem Rechtsschenkelblock ähnelnde Muster spricht eher für eine chronische Volumenbelastung. Hohe rechtspräkordiale R-Amplitude sprechen eher für eine chronische Druckbelastung.
Abb.: Patienten mit Eisenmenger-Syndrom bei einem persistierenden offenen Ductus arteriosus Botalli (erst im Erwachsenenalter diagnostiziert). Rechspräkordial finden sich eine überhöhte R-Amplitude, eine Verbreiterung des QRS-Komplexes mit zusätzlicher Aufsplitterung und eine T-Wellen-Negativierung. Die Amplitude der P-Welle in Ableitung II beträgt ca. 5 mm (ca. 0,5 mV, normal bis 2,5 mm/mV). Rechtsabweichung der Herzachse.
Diagnostische Wertigkeit von EKG-Kriterien bei rechtsventrikulärer Hypertrophie
Die diagnostische Sensitivität und Spezifität der Kriterien zur Diagnostik einer rechtsventrikulären Hypertrophie ist relativ niedrig. Die höchste Sensitivität ergibt sich bei kongenitalen Herzfehlern, eine mittlere Sensitivität bei erworbenen Vitien und die niedrigste Sensitivität bei chronischen Lungenerkrankungen. Eine Diagnosestellung ist damit nur in Zusammenhang mit einer Kenntnis der zugrundeliegenden Erkrankung möglich.
Literatur