Syndrom der frühen Repolarisation

Unter einer frühen Repolarisation (engl. early repolarization) wird eine sich im EKG darstellende Erhöhung des J-Punktes,  eine Kerbung im Bereich des Endes des QRS-Komplexes oder eine bogenförmiger Verlauf des Endes des QRS-Komplexes mit oder ohne ST-Hebung verstanden. Diese bei jungen Gesunden häufig zu findenden Veränderungen wurden im Abschnitt J-Punkt besprochen.

Kommt es bei Vorliegen eines solchen Musters der frühen Repolarisation zu schwerwiegenden Herzrhythmusstörungen (ventrikuläre Tachyarrhythmien, überlebter plötzlicher Herztod), ohne das sich Hinweise auf eine strukturelle Herzerkrankung ergeben, dann wird von einem Syndrom der frühen Repolarisation gesprochen. Das Syndrom der frühen Repolarisation und das Brugada-Syndrom haben bzgl. der Pathogenese Gemeinsamkeiten und werden daher als J-Wellen-Syndrome zusammengefasst. Ein Teil der Fälle von Kammerflimmern ohne Ursache (so genanntes idiopathisches Kammerflimmern) scheint sich hier wieder zu finden.

EKG

Es zeigen sich die für ein Muster der frühen Repolarisation typischen Veränderungen. Besonders ausgeprägt sind sie in den inferioren (II, II, aVF) und lateralen Ableitungen (I, aVL sowie V5 und V6).

Spontane Arrhythmien

Zu den beobachteten Arrhythmien gehören polymorphe Kammertachykardien und Kammerflimmern. Es gibt keine EKG-Parameter, die das Auftreten von Rhythmusstörungen in Zusammenhang mit einem Muster der frühen Repolarisation mit ausreichender Sicherheit vorhersagen.

Diagnostische Wertigkeit des EKGs

Die Stellung der Diagnose des Syndroms der frühen Repolarisation ist erst pos hoc möglich, d. h. nachdem es zu einem arrhythmogenen Ereignis bei Vorliegen eines Musters der frühen Repolarisation gekommen ist. Ansätze zur Primärprävention klinischer Ereignisse, die u. a. auch auf EKG-Kriterien basieren würden, ergeben sich damit nicht. Das Syndrom erregt derzeit in Fachkreisen viel Aufmerksamkeit und wir intensiv beforscht. Eine verbesserte Erfassung der Erkrankung und die Abgrenzung gegenüber anderen Krankheitsbildern darf zukünftig erwartet werden.

Literatur

Links

  • Idiopathisches Kammerflimmern bei Orphanet (Datenbank zu seltenen Krankheiten und Medikamenten zur Behandlung seltener Krankheiten; wird unter französischer Federführung mit Förderung durch die Europäische Union betrieben).