Parasystolie

Eine Parasystolie ist ein ektoper Rhythmus, der unbeeinflusst vom Grundrhythmus aktiv ist.  Parasystolien können in den Kammern, in den Vorhöfen und im AV-Knoten entstehen.

EKG

Für die Diagnosestellung müssen folgende Kriterien erfüllt sein:

  • die "Kopplungsintervalle" Intervalle zwischen den Grundrhythmusschlägen (meistens ein Sinusrhythmus) und den parasystolischen Aktionen variieren und
  • der Abstand zwischen den einzelnen parasystolischen Schlägen beträgt meistens ein Vielfaches der Grundzykluslänge der Parasystolie.

Die fehlende Beeinflussung (Zurücksetzung) des parasystolischen Fokus durch den Sinusrhythmus wírd durch einen Eintrittsblock im Bereich des ektopen Fokus erklärt. Dies unterscheidet die Parasystolie von einem akzelerierten Rhythmus. Da die Intervalle zwischen den Grundrhythmusschlägen und den parasystolischen Aktionen variieren, kann strenggenommen nicht mehr von einem Kopplungsintervall (wie bei herkömmlichen Extrasystolen) gesprochen werden. Die Frequenz liegt meistens im Bereich von 50-90/min. Durch einen Austrittsblock kann der parasystolische Fokus zeitweise verstummen. Partielle Austrittsblockierungen können dazu führen, dass der Abstand zwischen einzelnen Aktionen des Fokus nicht immer exakt auf ein Vielfaches zurückgeführt werden kann. Fusionsschläge können auftreten.

 

Bei einer ventrikulären Parasystolie kann sich ein Bild ergeben, dass einer Schrittmacherstimulation im VOO-Modus ähnelt. Hierbei wird ventrikulär stimuliert, ohne das eine Inhibition durch Eigenaktionen erfolgt. 

EKG Akzelerierter Rechtsventrikulärer Rhythmus

Abb.: Ventrikuläre Parasystolie.  Langzeit-EKG - registriert nach einem Alkoholexzess bei einem 28-jährigen Mann. Es zeigen sich einzelne monomorphe ventrikuläre Aktionen, die vom Gerät als VES (ventrikuläre Extrasystolen) deklariert werden. Die nachfolgenden Abbildungen zeigen den Weg zur Diagnose. 10 mm/s. Eingereicht von G. Breithardt und K. Prahl, Münster. 

EKG Akzelerierter Idioventrikulärer Rhythmus

Abb.: Es fällt auf, dass der Abstanz der ventrikulären Aktionen zu den vorausgehenden Sinusaktionen variiert. Dieser Befund spricht für das Vorliegen einer Parasystolie. 10 mm/s. Eingereicht von G. Breithardt und K. Prahl, Münster. 

Abb.: Größere Anstände zwischen einzelnen ventrikulären Aktionen betragen ein Vielfaches der Grundzykluslänge des ektopen Zentrums. Damit ist ein weiteres Kriterium für eine Parasystolie erfüllt. Eingereicht von G. Breithardt und K. Prahl, Münster. 

"Atriale Parasystolie" nach orthotoper Herztransplantation

Ein der Parasystolie ähnliches EKG-Bild mit zwei dissoziierten P-Wellen findet sich nach orthotroper Herztransplantation. Hierbei werden posteriore Teile des rechten Empfängervorhofes (mit dem „alten“ Sinusknoten) belassen und mit dem Spendervorhof (der den „neuen“ Sinusknoten enthält) vernäht.  Somit hat der Patient nun zwei Sinusknoten. Die auf die auf die Kammern des transplantierten Herzens übergeleiteten Impulse entstehen im Sinusknoten des Spenderherzens. Die Impulse des alten Vorhofes werden aufgrund von Vernarbungen, die eine elektrische Barriere bildenden, nicht auf die Kammern übergeleitet. 

Klinische Bedeutung der Parasystolie

Ventrikuläre Parasystolien finden sich bei struktureller Herzerkrankung, bei Digitalintoxikation oder anderen toxischen Effekten (z. B. Alkohol, siehe der nachfolgende Fall). Eine prognostische Bedeutung ist nicht nachgewiesen. 

Literatur