Da die T-Welle in Ableitungen mit positivem R auch positiv ist - aufgrund der epikardial beginnenden Repolarisation bei einer vergleichsweise längeren Aktionspotenzialdauer endokardialer
Zellen -, stimmt die T-Achse normalerweise weitgehend mit der QRS-Achse überein.
Die Achsenbestimmung der T-Welle bekommt dann eine klinische Bedeutung, wenn sich eine bedeutsame QRS-T-Achsendivergenz ergibt. Von einer solchen, wegen
der prognostischen Bedeutung auch als pathologisch bezeichneten Divergenz wird ausgegangen, wenn die Winkeldifferenz mehr als 90° beträgt. Dies Muster wird auch als
Strain-Muster (Belastungs-Muster) bezeichnet und findet sich insbesondere bei linksventrikulärer
Hypertrophie. Im deutschen Sprachraum wird in diesem Zusammenhang auch von einer Linksschädigung gesprochen. Meta-Analysen zeigen eine Assoziation zwischen dem Vorhandensein
eines Strain-Musters und einer erhöhten Gesamtsterblichkeit und kardiovaskulären Sterblichkeit (siehe Literatur).
Abb.: Linksventrikuläres Strain-Muster mit Diskordanz von R und T in V3 bis V6 bei schwerer linksventrikulärer Hypertrophie. Die QRS-T-Winkeldifferenz beträgt mehr als 90° (QRS: 38°, T -68°).