Die EKG-Geräte-Technik hat sich in den letzten Jahren erheblich gewandelt. An die Stelle analoger Geräte sind digitale Systeme mit integriertem Registrierteil getreten. Zunehmend häufiger werden zwar auch PC-basierte Systeme verwendet, bei denen eine Registriermodul über Kabel (USB) oder mittlerweile auch mittels Bluetooth-Technik mit einem Computer (auch einem Laptop) verbunden wird, die Verwendung bedienungsfreundlicher Stand-alone-Geräte steht aber weiter im Vordergrund.
Da die Ableitungen heute simultan aufgenommen werden, erfolgt auch ein simultaner Ausdruck aller 12-Ableitungen. Dies ist nicht nur ein wichtiger Aspekt bei der morphologischen EKG-Analyse, sondern ist auch bei der manuellen Vermessung bzw. Überprüfung der vom Gerät gemessenen Intervalle. Die meisten digitalen EKG-Geräte verfügen heute über interne Algorithmen zur automatischen EKG-Auswertung und -Interpretation. Diese stellen eine willkommene Ergänzung dar, den ärztlichen Auswerter ersetzen können sie nicht (siehe unten).
Abb.: 12-Kanal EKG. Getrennte Darstellung der Extremitätenableitungen (von links nach rechts: Einthoven-, Goldberger- und Brustwandableitungen). Unten der "Rhythmusstreifen" (Ableitung V1). Sinusrhythmus, kompletter Rechtsschenkelblock. 25 mm/s.
Jedes EKG-Gerät muss regelmäßig hinsichtlich einer regelrechten Eichung von Registriergeschwindigkeit und Potenzialamplituden und sicherheitstechnischer Aspekte regelmäßig überprüft werden. Bei der Auswertung von EKGs, die mittels einem dem Auswerter nicht bekannten Gerät registriert wurden, sollte immer die Eichung überprüft werden. Hierzu findet sich auf jedem EKG-Ausdruck, meistens am linksseitigen Beginn der Registrierung (siehe Abbildung oben) eine Eichzacke. Die Auslenkung des Eichsignals nach oben beträgt in der Regel 1 mV, die Dauer 0,5 Sek.
In Deutschland wird das Standard 12-Kanal-EKG üblicherweise mit einer Schreibgeschwindigkeit von 50 mm/s auf kalibriertem Papier aufgezeichnet. Dabei entsprechen 1 cm auf Standard-EKG-Papier 0,2 s bzw. 200 ms (1 mm entspricht 0,02 s bzw. 20 ms). Die Dauer der Eichzacke beträgt in diesem Fall 5 mm. In angloamerikanischen Ländern wird bevorzugt mit einer Schreibgeschwindigkeit von 25 mm/s registriert - 1 cm auf dem EKG-Papier entsprechen dann 0,4 s oder 400 ms. Die Dauer der Eichzacke beträgt in diesem Fall 2,5 mm.
Vor der Einführung Computer-unterstützter EKG-Geräte wurden manuell vermessene Intervalle, die begrenzte zeitliche Auflösung der Messung berücksichtigend, in Bruchteilen von Sekunden angegeben. Heute werden die EKG-Intervalle in Millisekunden angegeben. Bei manueller Messung sollte der Wert in Sekunden (mit einer Kommastelle) oder bei Verwendung von Millisekunden in Zehnerschritten angegeben werden.
Die Qualität eines EKG-Signals wird maßgeblich von den zur Registrierung verwendeten Elektroden beeinflusst. Einthoven verwendete mit Salzlösungen gefüllt Wannen, in die die Enden der Extremitäten des Patienten getaucht wurden. Die heute verwendeten Messelektroden sind einfach handhabbar, latexfrei und selbstklebend. Es handelt sich meistens um Ag-/AgCl-Elektroden mit Nassgel zur Optimierung der elektrischen Leitfähigkeit (durch Verminderung des Übergangswiederstandes). Berücksichtigt werden muss, das Elektroden eine begrenzte Haltbarkeit haben (und die auf der Verpackung angegeben ist). Das Austrocknen des Elektrodengels kann ein Grund für eine schlechte Signalqualität bzw. gehäufte Artefakte sein.
Sind wiederholte EKG-Registrierungen über einen längeren Zeitraum (z. B. mehrere Tage) geplant, sollte die Elektrodenposition ggf. mit einem Filzstift markiert werden, um Einflüsse geänderter Elektrodenpositionen auf die EKG-Stromkurve zu minimieren.
Eine gute Qualität des registrierten EKGs und ausreichende Signalamplituden vorausgesetzt, sind die automatischen Intervallmessungen relativ verlässlich. Visuelle Kontrollen werden dadurch aber nicht überflüssig. Bei niedrigen Signalamplituden, nimmt die Fehlerquote zu. Wichtig ist dies insbesondere bei der Vermessung des QT-Intervalls. Unterschreitet die Amplitude der T-Welle 0,1 (bis 0,2 mV), dann sollte eine manuelle Kontrolle des Messwertes erfolgen. Bei solch niedrigen Amplituden haben viele Algorithmen Probleme das Ende der T-Welle von der nachfolgenden isoelektrischen Linie abzugrenzen. Fehlmessungen, die dann in der Folge auch zu nicht korrekten frequenzkorrigierten QT-Intervallen führen, sind die Folge.
Der vom Gerät erstellte Befund darf nicht unkritisch übernommen werden - hier ergeben sich häufig Fehler und falsche Diagnosen (in etwa 20 bis 50 % der Fälle) - dies gilt insbesondere für die Arrhythmiediagnostik. Die Verantwortung für eine richtige EKG-Interpretation liegt immer beim auswertenden Arzt und nicht beim Gerät!
Abb.: 12-Kanal-EKG mit fehlerhafter automatischer Befundung. Die Diagnose des EKG-Gerätes (links oben im Bild) lautet u.a.: "Vorhofflimmern mit schneller Antwort bei aberrierender Leitung oder ventrikulären Extrasystolen." In Wirklichkeit handelt es sich um eine Kammertachykardie bei einem Patienten mit einem vor Jahren erlittenen ausgedehnten Vorderwandinfarkt mit Aneurysma. Schreibgeschwindigkeit ist 50 mm/s.
Literatur
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