Das Belastungs-EKG dient in erster Linie der Messung der individuellen körperlichen Leistungsfähigkeit. Darüber hinaus spielt es eine wichtige Rolle bei der Ischämiediagnostik und der Diagnostik in Zusammenhang mit Herzrhythmusstörungen.
Gut geeignet ist es zur Beurteilung der chronotropen Kompetenz bei Sinusrhythmus. Auch die Integrität der AV-Überleitung unter Belastung kann einfach überprüft werden (z. B. bei einem vorbestehenden AV-Block I. Grades. Bei Patienten mit aktivitätsgesteuerten Schrittmachersystemen kann das Belastungs-EKG bei der Programmierung hilfreich sein. Bei Vorhofflimmern ist das Belastungs-EKG geeignet, die Qualität der Frequenzkontrolle unter körperlicher Belastung zu prüfen. Belastungsinduziertes Vorhofflimmern und belastungsinduzierte Kammertachykardien sind selten.
Ergometer und Belastungsprotokolle
Im medizinischem Bereich werden in Deutschland in erster Linie Fahrrad-Ergometer, eher seltener ein Laufband eingesetzt. Bei der Fahrrad-Ergometrie erfolgt die Belastung stufenweise. Die WHO empfiehlt einen Beginn mit 25 oder 50 Watt und eine Steigerung um 25 Watt nach jeweils zwei Minuten; im Bereich des Leistungssports oder allgemein bei gesunden sportlichen Personen erfolgt oft ein Einstieg mit 50 oder 100 Watt und eine Steigerung um 50 Watt alle drei Minuten. Das Vorgehen muss dem Leitungsvermögen der Testperson angepasst werden. Bezüglich der Vorhaben hinsichtlich der zu erreichenden Herzfrequenz sind geschlechts- und altersabhängig. Grundsätzlich gelten folgende Zusammenhänge: je schneller die Herzfrequenz bei vergleichbaren Belastungen steigt, desto schwächer ist die kardiopulmonale Leistungsfähigkeit; und auch umgekehrt: je langsamer die Herzfrequenz steigt, desto größer ist die kardiopulmonale Leistungsfähigkeit. Die Zusammenhänge zwischen Herzfrequenz unter Belastung und Alter, Geschlecht und kardialen Erkrankungen werden im Abschnitt Chronotrope Inkompetenz ausführlicher besprochen.
Bei der Stellung der Indikation zum Belastungs-EKG ist zu beachten, dass es auch Kontraindikationen gibt. Diesbezüglich sei auf die unten aufgeführte Literatur verwiesen. Bei einer Belastungsuntersuchung müssen sowohl eine Notfallausrüstung also auch ein Defibrillator vorhanden sein.
EKG
Während der Belastung sollten 12 EKG-Ableitungen registriert werden. Es ist eine fortlaufende Registrierung mit langsamem Papiervorschub und automatischem Ausschrieb des EKGs am Ende einer jeden Minute bzw. jeder Belastungsstufe mit 50 mm/s Papiervorschub erforderlich. Die computergestützte Auswertung der ST-Strecke im Belastungs-EKG (mit Signalmittelung) ist der rein optischen Beurteilung überlegen. Die Veränderungen sowie der Grad der Steigung der ST-Strecke lässt sich nur mit Computerunterstützung zuverlässig ablesen. Bei der Ischämiediagnostik sind die linkspräkordialen Ableitungen am aussagekräftigsten.
Abb.: Typischer Protokollausdruck. Die Untersuchung lässt sich hinsichtlich der erfolgten Belastung und der Veränderung wesentlicher Parameter wie Belastungsausmaß sowie Herzfrequenz- und Blutdruckverhalten gut nachvollziehen. Auch die alters- und geschlechtsspezifischen Zielwerte sind aufgeführt. Ergometrie-System: CASE™, GE Healthcare.
Abb.: Der zu der oben aufgeführten Untersuchung gehörige Ausdruck des EKGs (es handelt sich um gemittelte Einzelschläge): EKG-Ausgangsbefund, Zeitpunkt der maximalen EKG-Veränderung unter Belastung, das EKG bei maximaler Belastung und das am Ende der Nachbelastungsphase. Ergometrie-System: CASE™, GE Healthcare.
Abb.: Ergometrie-System: Graphische Darstellung der Häufigkeit von Arrhythmieereignissen (VE: ventrikuläre Extrasystolen), der Herzfrequenz (HF), des Blutdrucks (BD) und des Ausmaßes der ST-Senkung in V1, V2 und V5. Diagnostisch am wertvollsten sind ST-Streckenveränderungen in den linkspräkordialen Ableitungen! Auch für die automatische Auswertung einer Ergometrie gilt, dass sie immer manuell kontrolliert werden muss. Ergometrie-System: CASE™, GE Healthcare.
Literatur
Assoziierte Seiten