EKG bei Elektrodenvertauschung

 Eine Vertauschung von EKG-Elektroden kann zu bedeutsamen elektrokardiographischen Veränderungen führen. 

Vertauschung der Extremitätenelektroden

Die Farbkodierung der Elektrodenanschlüsse nach einem Ampelsystem (rot, gelb, grün und schwarz) soll dazu beitragen, ein Vertauschen der Elektroden beim Anlegen zu verhindern. Erfolgt dies irrtümlich doch, ergeben sich bedeutsame EKG-Veränderungen, die erkannt werden müssen. Im Zweifelsfall sollte immer ein neues EKG - mit überprüfter Elektrodenpositionierung - registriert werden. 

Vertauschung der Armelektroden

Eine Vertauschung der Armelektroden findet sich relativ häufig. Sie hat charakteristische Veränderungen zur Folge:

  • eine Inversion von P-QRS-T in Ableitung I
  • das R in avR wird positiv und 
  • der QRS-Vektor in I passt nicht zu V6 (der QRS-Achse ist nach rechts verschoben, dies sollte zu einer kleinen R-Amplitude in V6 führen). 

Differenzialdiagnostisch kommt als Ursache der Inversion des P-QRS-T-Komplexes in Ableitung I eine Dextrokardie in Frage. Hierbei ist aber zusätzlich die R-Progression in den Brustwandableitungen verändert (die Amplitude von R nimmt nach V6 hin ab), während diese bei einer Elektrodenvertauschung normal bleibt. Bei einer Dextrokardie müssen die Brustwandableitungen rechtsseitig geklebt werden, um ein regelrechte R-Progression nachzuweisen. 


Abb.: Links: Vertauschung der Armelektroden. Rechts: Normale Positionierung. Die Inversion von P-QRS-T in Ableitung I ist wegweisend. Es ergibt sich in den Extremitätenableitungen ein Bild wie bei Dextrokardie. Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Frau K. Streeck, Kardiologische Ambulanz, Virchow-Klinikum, Charité - Universitätsmedizin.

Vertauschung der Arm- und Beinelektroden

Werden die Arm- und Beinelektroden vertauscht, dann kommt es zu sehr niedrigen Amplituden (manchmal fast zu einer Nulllinie)  in Ableitung II. Die Rechtsabweichung der QRS-Achse und die negative P-Welle in Ableitung I deuten auf eine Fehlplatzierung der Elektroden hin.  Auch hier könnte eine Dextrokardie angenommen werden.


Abb.: Vertauschung der Arm- und Beinelektroden (links).  Rechts die normale Platzierung der Elektroden. Eine Sicherheit, dass keine Elektrodenfehlplatzierung vorliegt, ergibt sich erst durch die Registrierung eines neuen EKGs mit richtiger Platzierung. Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Frau K. Streeck, Kardiologische Ambulanz, Virchow-Klinikum, Charité - Universitätsmedizin

Vertauschung der Beinelektroden

Am rechten Bein wird die schwarze Elektrode für die Erdung befestigt. Die grüne Elektrode wird am linken Bein, oberhalb des Knöchels, befestigt. Aufgrund der besonderen Funktion der schwarzen Elektrode als Erdung und der relativ großen Entfernung der grünen Elektrode vom Herzen, hat eine Vertauschung der Beinelektroden keinen Einfluss auf das registrierte EKG. 

Vertauschung der Brustwandelektroden

Auch die Brustwandableitungen sind farbkodiert,  um ein regelrechtes Anlegen zu vereinfachen (rot=V1, gelb=V2, grün=V3, braun=V4, schwarz=V5 und violett=V6).

 

Eine Vertauschung von Arm- und Beinelektroden ist nicht immer leicht zu identifizieren. Die „normale“ Reihenfolge der Änderung von R und S (Zunahme der R-Amplitude nach linkspräkordial, Abnahme der S-Amplitude), die dem Auswerter bekannt sein muss, ist gestört. 


Abb.: Links: Vertauschung von V1 und V2 mit V5 und V6. Rechts: normale Elektrodenplatzierung. In den Extremitätenableitungen ergeben sich im linken EKG Hinweise auf das Vorliegen eines Rechtsschenkelblocks (verbreiterter QRS-Komplex, tiefe und breite S-Zacke in Ableitung I). Dazu passen die verbreiterten QRS-Komplexe in V5 und V6 jedoch nicht. Zu einem Linksschenkelblock passen die linkspräkordialen QRS-Komplexe ebenfalls nicht (initial spitzes R anstelle von verbreiterten QRS-Komplexen bei Linksschenkelblock). Nach regelrechter Platzierung (rechts) passen die initial schlanken R-Zacken und die breiten S-Zacken zu einem Rechtsschenkelblock (spiegelbildliche Veränderung zu V1 und V2). Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Frau K. Streeck, Kardiologische Ambulanz, Virchow-Klinikum, Charité – Universitätsmedizin.

Literatur