Folgende technische Artefakte lassen sich unterscheiden:
Folgt ein regelmäßige feines Flimmern, das eine niedrige Amplitude (um 0,1 mV) aufweist, der Nulllinie, dann handelt es sich meist um „Brummen“ durch Wechselstrom. Grund hierfür ist in der Regel eine unzureichende Erdung. Bei modernen EKG-Geräten lassen sich entsprechende Filter aktivieren, die das Brummen unterdrücken.
Abb.: 2-Kanal-EKG mit einem feinen, hochfrequenten und regelmäßigen Flimmern durch Wechselstrom (so genannter 50 Hz-Brumm).
Abb.: Hochfrequente Artefakte durch Tiefenhirnstimulation bei einem Patienten mit Morbus Parkinson. Einzelne Ableitungen sind nicht beurteilbar. In den Brustwandableitungen sind präterminal negative T-Wellen sichtbar. In Einzelfällen kann die EKG-Diagnostik erheblich erschwert werden. In der Literatur liegen Berichte vor, in denen ein ST-Hebungsinfarkt bei Tiefenhirnstimulation übersehen wurde. Wenn sinnvoll, kann die Schrittmacherstimulation zur EKG-Diagnostik unterbrochen werden.
Unregelmäßiges feines bis grobes Flimmern spricht für temporäre, variable und ungerichtete Einflüsse. In Frage kommt z.B. Muskelzittern des Patienten. Eine Ursache kann Kälte sein. Das EKG sollte in einem wohltemperierten Raum registriert werden. Eine Decke kann helfen. Ist der Patient sehr angespannt, sollte er beruhigt werden.
Abb.: 3-Kanal-Langzeit-EKG-Auszeichnung mit durch Muskelanspannung bedingten Artefakten. Ähnliche Veränderungen können induziert werden, wenn das
EKG in einem nicht ausreichend temperierten Raum geschrieben wird und der entkleidete Patient deswegen zittert. Auf eine ausreichende Temperierung sollte daher unbedingt geachtet werden. Es liegt
ein AV-Block I. Grades vor.
Ungerichtet wandernde und zeitweise springende Grundlinien können durch Patientenbewegungen (Körperbewegungen, Atmung) induziert werden und sprechen für einen schlechten Elektrodenkontakt. Auch altes Elektrodenmaterial mit vertrocknetem Elektrodengel kann solche Artefakte verursachen. Das Anbringen neuer Elektroden schafft Abhilfe. Liegt die Ursache nicht in den Elektroden, dann sollten die Kabel- und Steckerverbindungen überprüft werden.
Abb.: 3-Kanal-Langzeit-EKG mit wandernder Grundlinie in Kanal 3: Artefakt durch Bewegung (heftige Atmung) und suboptimale Elektrodenplatzierung. Auch Artefakte sollten routinemäßig hinsichtlich des Vorliegens pathologischer Befunde inspiziert werden. In diesem Beispiel liegt während des Artefakts ein atrioventrikulärer Block mit 2:1 Überleitung vor.
Sind die Ausschläge des EKGs sehr niedrig (<0,5 mV), kommen hierfür mehrere Ursachen in Betracht. Zum einen kardiale und extrakardiale Erkrankungen (in diesem Zusammenhang wird von einer Niedervoltage gesprochen), zum anderen aber auch technische Störungen durch z. B. ausgetrocknete Elektroden oder eine falsche Geräte-Eichung.
Normalerweise wird zu Beginn jeder EKG-Registrierung auch ein Eichsignal aufgezeichnet. Dies sollte überprüft werden. Üblich ist eine Einstellung von 1 cm = 1 mV. Es kann vorkommen, dass z. B. bei einer vorausgehenden Registrierung bei sehr jungen Patienten mit hohen R-Amplituden die Eichung auf 5 mm = 1 mV gestellt und dann vergessen wurde, sie wieder auf den ursprünglichen Wert zu stellen. Bei einer veränderten Eichung weisen alle Zacken und Wellen eine veränderte Amplitude auf.
Literatur